Wieso Tierphysiotherapie?
Interessieren Sie sich für Medizin? Mögen Sie Hunde? Würden Sie Hunden mit körperlichen Problemen gerne helfen? Beschäftigen oder trainieren Sie gerne mit Hunden? Arbeiten Sie gerne mit den Händen?
Dann wäre der Beruf des Tierphysiotherapeuten möglicherweise genau das Richtige für Sie.
Genau wie in der Humanmedizin, betrachtet der Therapeut in der Tierphysiotherapie den Hund als Ganzes.
Anhand einer Anamnese, einer Gangbildanalyse, der Palpation und einer funktionellen Untersuchung mit diversen, spezifischen Zusatztests wird das Tier untersucht und so die Problematik, wegen der er kommt, in Augenschein genommen.
Ziel ist es - und das ist es, was den Beruf so abwechslungsreich macht - die Ursache dieser Problematik herauszufiltern.
Nur wenn ich weiß wieso das Tier lahmt, kann ich erfolgreich gegen diese Lahmheit vorgehen. Ob in der Behandlung, im Training oder in der Aufklärung der Hundebesitzer was sie zu Hause machen dürfen/ sollen und was besser nicht.
Ansonsten würden lediglich die Symptome behandelt und man hätte keinen Langzeiterfolg.
Einer der wichtigsten Aufgaben einer Physiotherapie Ausbildung ist, den Schülern das Clinical Reasonings zu lehren.
Dabei werden Denk-, Handlungs- und Entscheidungsprozesse des therapeutischen Handelns vermittelt. Das Ziel hierbei ist, das für das Tier bestmögliche Vorgehen im Rahmen der Erkennung und Benennung einer Krankheit (Diagnostik) und deren Therapie (Behandlung) festzulegen. Dazu werden die Lernenden im besten Fall aktiv in den Unterricht eingebunden, um so bestmöglichst auf ihrem Weg zu einem kritisch denkenden und reflektierenden Physiotherapeuten unterstützt zu werden.
Entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung in der Physioptherapie - ob beim Menschen oder Tier - ist, dass der Physiotherapeut dabei die Zusammenhänge der verschiedenen Körpersysteme und ihre Wechselwirkung versteht und auch durch entsprechende Techniken beeinflussen kann.
Mit natürlichen Therapieformen (hands-on-Techniken) und aktiven Übungen zu Hause werden gestörte Funktionen des Bewegungsapparates behandelt und - am Liebsten - verbessert, sowie die Belastungsfähigkeit des Tieres gesteigert.
Durch gezielte physiotherapeutische Maßnahmen (aktive wie passive) können Heilungsprozesse verkürzt und der Teufelskreis aus Schonhaltung, Überlastung, Schmerz und noch mehr Schonhaltung durchbrochen werden.
Auch das aktive Training darf in der Tierphysiotherapie nicht hinten anstehen und ist immens wichtig.
Die Tiere lernen - durch spezielle Übungen - ihre Muskulatur besser anzusteuern und zu koordinieren. Dadurch wird der Bewegungsablauf des Tieres optimiert, was wiederum die Verletzungsanfälligkeit senkt.
Die Humanphysiotherapie macht es vor: aktives Training ist ein Muss, wenn der Patient dauerhaft seine Beschwerden beeinflussen will.
Im Tierphysiotherapiebereich gehen wir mehr und mehr in dieselbe Richtung. Gerätetraining mit Hunden ist schon lange nichts Außergewöhnliches mehr - im Gegenteil. Durch die aktiven Übungen, die auch der Hundebesitzer angelernt bekommt (Heimtraining), unterstützen wir die passive Physiotherapie enorm.
So können wir z.B. mit
• Wackelkissen verschiedener Größen (Dynair) z.B. als „Ballstrasse“ gereiht die Stabilität des gesamten Körpers sowie die inter- und intramuskuläre Koordination fördern. Der Hund balanciert - entsprechend seines Könnens - über große/kleine Bälle.
• dem Jumper - Balance Ball die Stabilität der Vorder-/Hintergliedmaße und der Wirbelsäule verbessern, oder sie als Ausgangsgerät für diverse Übungen nutzen. Z.B. für Muskeltraining der Vordergliedmaße. Dabei steht der Hund mit den Hintergliedmaßen auf dem Gerät und darf Guddis vom Boden aufnehmen. Er macht quasi einen Liegestütz. Auf ein Posest gestellt, ist dieses Gerät auch zum Training der Hintergliedmaßenmuskulatur geeignet. Man muss dann lediglich darauf achten, dass das Podest so hoch ist, dass der Balance Ball auf Widerristhöhe ist, denn nur dann verlagert der Hund sein Gewicht auf die Hintergliedmaße.
• dem Balanza Ballstep die Co-Kontraktion trainieren. Dazu muss der Hund sich auf dem horizontal bewegenden Brett eigenständig stabilisieren und ausbalancieren.
• dem Senso Balance Igel die Körperwahrnehmung (Sensorik) der Hunde fördern
• Noppenball lang (Animal) die Körperwahrnehmung gelähmter Hunde positiv beeinflussen, indem wir die gelähmten Extremitäten „abrollen“.
Die Übungsauswahl geht ins Unermeßliche, da alle Geräte super kombinierbar sind. Darum werden sie auch bei Fitness-Gruppen in diversen Physiotherapie Praxen gerne genutzt.
Ziel der modernen Tierphysiotherapie ist es, unseren Tieren, mit all dem Genannten, schmerzfreie Bewegungen zu ermöglichen – am besten bis ins hohe Alter. Denn nur so kann der Hund ein - seiner Art entsprechendes, bewegungsreiches und zufriedenes Leben - führen.
Sabine Hárrer
staat. anerk.
Human-Physiotherapeutin
int. anerk. MT (ifomt) Tier-Physiotherapeutin anerkannt durch
den deutschen Verband für Physiotherapie - ZVK
MLD - MTT - canine Osteopathin
Dozent canine Manuelle Therapie (cmt)
Dozent canine Neurodynamik (cnd)
www.dogsphysio.de